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Sturmartillerie

"Sturmgeschütze sind das Rückgrat der Infanterie"

(Auszug aus dem Merkblatt 18 b/38 vom 15. Sept. 1944)

Aus diesem Satz geht eindeutig hervor das die Sturmartillerie eine Unterstützungswaffe der Infanterie war. Egal ob zu Anfang des Krieges als artilleristische Infanterieunterstützung im Direktschuss (offensiv) oder später als "Panzerjäger" (defensiv).

Aber wie kam es überhaupt zu dieser Waffengattung und wo lagen die Gründe für Ihre besonderen Erfolge in extrem kurzer Zeit?

Obwohl bereits im ausgehenden Mittelalter von diversen Feldherren versucht wurde die damalige Artillerie so beweglich als möglich zu machen, um auf dem Schlachtfeld dadurch Vorteile zu erringen, blieben diese Versuche bis in den 1. Weltkrieg ziemlich erfolglos. Das taktische Konzept, der angreifenden Infanterie direkte artilleristische Unterstützung zu geben um deren Kampfwert zu steigern, wurde jedoch von diversen Militärs beharrlich weiterverfolgt. Dies führte unter anderem zu den Infanteriegeschützen (le.IG 18, 7, 5 cm und s.IG 33, 15 cm) die nach 1933 organisch zur Infanterie gehörten und im Regiments-Verband zum Einsatz kamen.

Diese herkömmlichen Artillerieverbände hatten jedoch den gravierenden Nachteil, dass sie relativ lange brauchten um Feuerbereit zu werden und deshalb der im Angriff befindlichen Infanterie nur ungenügend folgen konnten, weil sie um Stellungswechsel zu vollziehen, stets die Geschütze aufprotzen und danach wieder abprotzen mussten. Während dieser "Prozeduren" waren die Geschütze nicht in der Lage der Infanterie unterstützendes Feuer zu geben.

Die vollgepanzerten, selbstfahrenden Geschütze der Sturmartillerie jedoch waren stets Feuerbereit und konnten auf Grund ihrer Konstruktion als Vollkettenfahrzeuge der Infanterie im Gelände bei stetiger Feuerbereitschaft folgen und deren Angriffe im direkten Schuss unterstützen.

Am 18. Januar 1935 fiel dann in Deutschland die Entscheidung operative Panzerverbände aufzubauen. Dies führte zu einer starken Bindung der zur Verfügung stehenden Mittel und Kräfte zu deren Bildung und Ausbau. Dadurch bestand die Gefahr, dass die Infanterieverbände des Heeres ohne gepanzerte Unterstützung auskommen müssten, was deren Fähigkeiten zu Angriffshandlungen zwangsläufig stark einschränken musste.

In diesem Umfeld entbrannte eine intensive theoretische Auseinandersetzung, deren Höhepunkt wohl die Denkschrift des späteren Generalfeldmarschalls Erich von Manstein im Jahre 1935 darstellte, mit welcher dieser sich an den Chef des Generalstabes und an den Oberbefehlshaber des Heeres wandte.

In dieser Denkschrift forderte v. Manstein den Gedanken der Sturmbegleitbatterien des 1. Weltkrieges, dem fortgeschrittenen Stand der Technik angepasst, in Form einer gepanzerten Selbstfahrlafette zur direkten artilleristischen Unterstützung der Infanterie aufzugreifen und umzusetzen.

Deshalb aber Erich von Manstein als alleinigen Vater der Sturmartillerie zu bezeichnen, halte ich für nicht ganz richtig, auch wenn er es war, der in dieser Denkschrift als erster den Begriff "Sturmartillerie" verwendete.

Denn ohne die Unterstützung z.B. von Oberst W. Model (Leiter der Abt. 8 im Generalstab des Heeres) oder von Generaloberst L. Beck (Chef des Generalstabes) dürfte es wohl kaum oder erst viel später zu der nun einsetzenden Entwicklung und Schaffung der Sturmartillerie gekommen sein.

Die Wiederstände gegen diese Idee waren teils enorm. So wurden die Befürworter der Sturmartillerie von den "Lobbyisten" der Panzerwaffe gar als "Totengräber der Panzerwaffe" bezeichnet.

Selbst die Artilleristen verkannten zu diesem Zeitpunkt noch den Wert und die Möglichkeiten der hier vorgebrachten Idee in folge einer komplett falschen Einschätzung der zu jener Zeit beginnenden Motorisierung.

Anfang 1937 jedoch konnten nach erfreulich kurzer Entwicklungszeit die ersten Prototypen auf dem Schiessplatz Kummersdorf vorgestellt werden.

Diese Vorführung und die anschliessende Erprobung verliefen derart erfolgreich, das direkt im Anschluss das Art.-Lehr-Regiment Jüterbog den Auftrag erhielt, nach den Richtlinien der Insp. IV (Inspektion der Artillerie beim OKH) Einsatzgrundsätze und Verwendungsmöglichkeiten der Sturmgeschütze zu erarbeiten. Im Herbst 1937 wurde zu diesem Zweck die 7./ALR (mot.) als Versuchsbatterie aufgestellt, und im Winter 1937/38 konnte bereits mit Versuchsübungen begonnen werden. Später im Winter 1938/39 kam es zu ersten Verbandsübungen mit dem Infanterie-Lehr-Regiment in Döbritz. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden alle Versuchübungen noch mit Prototypen oder gar nur Panzer-III-Fahrgestellen auf denen Geschützattrappen montiert waren durchgeführt. Die zu diesem Zeitpunkt von der Sturmartillerie angewandte Schiesstechnik blieb im übrigen nicht ohne Einfluss auf die Panzertruppe.

Während die Sturmartillerie bei ihrem Schiessverfahren das Gabeln(1) der Artillerie anwandte und damit auf Punktziele in aller Regel schon beim dritten Schuss in Wirkungsnähe lagen, schoss sich die Panzertruppe zu diesem Zeitpunkt noch mit einem wesentlich höheren Munitionsaufwand an das Ziel heran und übernahm erst später dieses zweifelsohne bessere Schiessverfahren.

Obschon sowohl die schiesstechnischen Erprobung als auch ausgedehnte Truppenversuche zur vollsten Zufriedenheit verliefen, traten bei der Fertigung der ersten vorgesehenen Serienfahrzeuge ebenso wesentliche wie unnötige Verzögerungen auf. So konnten bis zum Beginn des Frankreichfeldzuges im Mai 1940 zwar 6 Batterien aufgestellt, aber nur vier konnten materiell derart ausgestattet werden, das sie am Feldzug teilnehmen konnten.

Die Erfolge dieser wenigen Geschütze waren jedoch derart durchschlagend und beweiskräftig, dass nach Beendigung des Feldzuges der weitere Ausbau der Sturmartillerie, sowohl personell als auch materiell, zügig an die Hand genommen werden konnte. Die Aufstellung dieser Abteilungen erfolgte zunächst bei der VI./ ALR und nach Teilung des Lehr-Regimentes der III./ALR 2 im "Adolf Hitler Lager" und im Dorf Zinna bei Jüterbog. Nach unvermeidlichen Schwierigkeiten in der Anlaufzeit, konnte Anfangs die Einsatzbereitschaft von 2 Abteilungen in 3 Monaten erreicht werden. Später konnte dieses auf 3 Abt. in 2 Monaten gesteigert werden. Ab 1941 beteiligten sich auch die inzwischen aufgestellten Ersatzabteilungen und ab 1943 auch die Sturmgeschützschule an der Aufstellung weiterer Abteilungen. Dies führte dazu, dass im Frühjahr 1941 an den Feldzügen gegen Jugoslawien und Griechenland schon 3 komplette Abteilungen teilnehmen konnten. Zu Beginn des Russlandfeldzuges standen weitere 8 voll einsatzbereite Abteilungen zur Verfügung, denen in rascher Folge, weitere Abteilungen nachgeführt werden konnten.

In nur wenigen Monaten hatte es die junge Waffengattung der Sturmartillerie geschafft im gesamten Heer einen ausgesprochen guten Ruf, vor allem bei der Infanterie, zu erringen. Einsatzfreudige Mannschaften unter der Führung qualifizierter Unteroffiziere und Offiziere, rechtfertigten durch ihren Einsatz und ihre Erfolge, den anfangs so hart umstrittenen Kampf um die "Geburt" ihrer Waffengattung.

Der Wandel von der Unterstützungswaffe der Infanterie zur Panzerbekämpfung im weiteren Verlauf des Krieges, wurde dann von der Sturmartillerie ebenso gemeistert wie die anfänglichen "Geburtswehen".

Dieser Wandel von der artilleristischen Infanterieunterstützung zur Panzerabwehr zeichnete sich nach dem Überfall auf die Sowjetunion ab dem 22. Juni 1941 langsam immer deutlicher ab. Dies, weil nach dem auftauchen der sowjetischen T-34 und KV -I und II Panzer die gravierenden Schwächen der eigenen Panzerabwehr deutlicher als jemals zuvor zu Tage traten. So mussten oftmals die Sturmartilleristen mit ihren Geschützen diese Abwehr so gut sie konnten unterstützen. Dabei bemerkte man bald das diese Fahrzeuge auf Grund ihres niedrigen Aufzuges und der starken Panzerung für diese Aufgabe gut geeignet waren. Dies obwohl mit der Sturmkanone 37 eine nicht gerade eben taugliche Bewaffnung für die Bekämpfung feindlicher Panzer in den Geschützen vorhanden war.

Als jedoch ab April 1942 die ersten Geschütze mit der StuK 40, 7, 5cm L/43 an die Truppen geliefert wurden, stiegen Wirksamkeit und damit auch Abschusszahlen rasant an. Mit der kurz darauf folgenden Bestückung mit der StuK 40, 7, 5cm L/48 war dann (pers. Meinung des Autors) der erste volltaugliche "Panzerjäger" entstanden. Starker Panzerschutz und weitreichende, durchschlagskräftige Bewaffnung erlaubten es nun erstmalig den zahlenmässig überlegenen Feindpanzern ebenbürtig entgegen zu treten. Im Juli 1944 konnte von der Sturmartillerie der Abschuss des 20`000sten Feindpanzers gemeldet werden. Bedenkt man dabei das der Ausstoss an Sturmgeschützen aus den Montagewerken erst ab ca. Januar 1943 wirklich "nennenswerte" Stückzahlen erreichte, so erscheint die Anzahl vernichteter Feindpanzer noch eindrücklicher!

Ein weiterer Beleg für die Qualität der Sturmgeschützeinheiten ist wohl die Tatsache das den sowjetischen Panzereinheiten befohlen wurde beim auftauchen von Sturmgeschützen das Gefecht abzubrechen!

Allerdings soll nicht unerwähnt bleiben das ab Mitte 1944 mit dem erscheinen der schweren sowjetischen JS Panzer die Leistungsgrenze der Sturmgeschütze erneut erreicht war. Diesen Kolossen waren die Männer in ihren kleinen Geschützen wieder fast in dem selben Masse technische unterlegen wie 1941 den T-34 und KV Typen. Gegenüber allen anderen alliierten Panzern waren sie jedoch bis Kriegsende ein ernst zu nehmender und gefürchteter Gegner.

(1) Gabeln: Bei diesem Schiessverfahren wird die Schussweite solange erhöht bis der erste Schuss hinter dem Ziel liegt. Danach wird um die halbe letzte Erhöhung der Schussweite verkürzt.

Beispiel:
Wirkliche Entfernung zum Ziel: 810 Meter
Geschätzte Entf. durch Geschützführer: 750 Meter(2)
1.Schuss 750 Meter
2.Schuss 850 Meter
3.Schuss 800 Meter = Wirkung

(2) Zur damaligen Zeit waren Entfernungsmesser wie sie heute in Gebrauch sind noch weitgehend unbekannt und nur von speziell dafür geeignetem und ausgebildetem Personal (Körperliche Voraussetzungen) zu bedienen! Ausserdem waren diese optischen "Entfernungsmesser" relativ gross und sperrig so das an den Einsatz in gepanzerten Kampffahrzeugen noch nicht zu denken war.